Noch läuft das Weihnachtsgeschäft im Onlinehandel; doch spätestens im Januar werden auch zahlreiche Pakete wieder zurückgehen. Rund 490 Millionen Artikel wurden laut einer Studie der Uni Bamberg im Jahr 2018 retourniert. Dabei ließe sich diese Zahl nach Ansicht der Wissenschaftler durchaus verringern: mit einheitlichen Größenangaben der Hersteller und einer vorgeschriebenen Gebühr für Rücksendungen.

Befragung von 140 Internet-Händlern
Die letzte Studie der Forschungsgruppe „Retourenmanagement“ zum Rücksendeverhalten deutscher Online-Shopper war im Frühjahr auf großes Interesse gestoßen. Angesichts der massenhaften Rücksendungen lag die Frage nahe, ob und gegebenenfalls wie Händler oder Politiker gegensteuern könnten. Nach einer weiteren Umfrage unter Shop-Anbietern nennen die Bamberger Forscher nun zwei geeignete Maßnahmen. Erstens: Kunden sollen online besser und zuverlässiger zu Textilgrößen beraten werden. Dabei biete auch die Digitalisierung noch Potenzial: Künstliche Intelligenz, Datenanalysen sowie Handyprogramme zur Körpermessung könnten bessere Voraussagen über den Sitz eines Kleidungsstücks machen.
Auch Hersteller müssen reagieren
Darüber hinaus liege es im Interesse der Produzenten, verbindliche und genormte Größenangaben zu verwenden. Um ein solches System zu unterstützen, könnten Teilnehmer beispielsweise mit einem Gütesiegel „Grüner Kopf“ gekennzeichnet werden, so die Bamberger Forscher. Allein durch ein eindeutiges Größensystem ließen sich demnach rund 25 Prozent aller Retouren auf dem Gesamtmarkt einsparen. Darüber hinaus empfiehlt die Studie, intensiver über gesetzlich verankerte Rücksendegebühren nachzudenken.
Konkurrenzdruck verhindert faire Kosten
Schon jetzt würde die Mehrheit der kleinen und mittelgroßen Händler gern eine solche Rücksendepauschale berechnen. Dann allerdings könne man im Wettbewerb mit den ganz Großen nicht mehr bestehen, die bisher kostenlose Retouren anbieten. Dabei ist das alles andere als gerecht, so die Wissenschaftler. Denn die Kosten für die Gratis-Retouren werden selbstverständlich auf die Produktpreise umgelegt. Die allerdings müssen auch solche Käufer zahlen, die keinerlei Waren retournieren. Schon mit der Einführung einer Gebühr in Höhe von 2,95 Euro ließe sich die Zahl der Rücksendungen um 16 Prozent senken, schätzen die befragten Onlinehändler. Voraussetzung wäre allerdings, dass alle Anbieter zum Mitmachen verpflichtet wären.
Fazit
Laut den Retouren-Forschern müsste eine verpflichtende Gebühr nicht zwangsläufig zu einem Rückgang der Umsatzzahlen führen. Wenn die Kunden sich an den Kosten für die Rückgaben beteiligten, könnten im Gegenzug schließlich die Preise gesenkt werden. Wie genau eine solche Gebühreneinführung am besten gestaltet werden kann, wollen die Bamberger Wissenschaftler in ihrem nächsten Projekt untersuchen.





