Sie sichern die Existenz kleiner und mittlerer Unternehmen und machen ihnen doch das Leben schwer. Deshalb wird die Rolle von Vertriebs-Plattformen wie eBay, Amazon oder Check24 derzeit von der Bundesnetzagentur genauer untersucht. Die ersten Ergebnisse zeigen: Gerade für kleine Anbieter besteht akuter Handlungsbedarf.
Unzufriedenheit bei gewerblichen Kunden
Welche Rolle spielen digitale Vertriebs-Riesen für Gewerbetreibende in Deutschland? Zu dieser Frage sammelt die Bundesnetzagentur seit März dieses Jahres Erfahrungsberichte. Zwar ist die Untersuchung noch nicht abgeschlossen, doch mehr als 200 Unternehmer haben sich bereits geäußert. Vor allem kleine und mittlere Betriebe sehen deutliche Wettbewerbsbeeinträchtigungen durch die Plattform-Anbieter. Ihre Kritik bezieht sich zum einen auf das Beschwerdemanagement und den Umgang mit Bewertungen. Auch bei der Berechnung von Provisionen und Gebühren gibt es häufig Unstimmigkeiten. Als problematisch wird vor allem die Doppelrolle von Amazon, eBay und Co. eingeschätzt: Die Betreiber der Vertriebs-Präsenz sind gleichzeitig Anbieter von Produkten – und damit Wettbewerber.
Kleine Gewerbe in Gefahr
Besondere Brisanz erhalten diese Erfahrungen angesichts der Bedeutung, die den Plattformen zukommt. Ihre Marketing- und Vertriebsaktivitäten werden in den meisten Schilderungen als bedeutungsvoll bezeichnet. Fast drei Viertel der Befragten glauben, dass sie ohne die großen Verkaufs-Drehkreuze kaum auf dem deutschen Markt bestehen könnten. Gerade für kleine Unternehmen ist nach Ansicht der Bundesnetzagentur deshalb ein rasches Eingreifen überlebenswichtig.
EU soll Abhilfe schaffen
Die Behörde schlägt deshalb vor, einen neuen europäischen Regulierungsrahmen für digitale Plattformen einzuführen. Das Ziel: Diskriminierung und schädliche Verhaltensweisen zu unterbinden - und zwar bevor ein Schaden entstanden sei. Direkt anwendbare Verhaltensregeln müssten mit weitergehenden individuellen Abhilfe-Maßnahmen kombiniert werden. Sämtliche Instrumente sollten außerdem kontinuierlich überwacht und von Behörden durchgesetzt werden.
Fazit
Das Problem der Marktmacht von Handels- und Vermittlungs-Plattformen ist seit Langem bekannt. Dass Händler nach wie vor von Missbrauch berichten, zeigt, dass bisherige Maßnahmen nicht geholfen haben. Die Bundesnetzagentur fordert nun ein einheitliches europaweites Vorgehen. Und bietet an, ihre Erfahrungen mit Wettbewerbsregulierungen einzubringen.
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