Schwerwiegende Verletzung des Persönlichkeitsrechts
Geklagt hatte Elias Davidsson, 1941 in Palästina geborener Sohn jüdischer Eltern, der inzwischen in Island und Deutschland lebt. Er ist auch als politischer Autor tätig, unter anderem zum Thema Terrorismus und zu Fragen des Nahost-Konflikts. Diese und weitere Informationen finden sich seit längerem auch in einem Wikipedia-Artikel zu seiner Person. Der vorhandene Text allerdings wurde im Frühjahr 2017 von einem Autor mit Pseudonym „Feliks“ mehrfach verändert. So hieß es unter anderem, dass Davidsson Antisemit sei und Verschwörungstheoretikern nahestehe. Als der Komponist vor gut einem Jahr die Identität von „Feliks“ herausfand, forderte er Schadensersatz und die Abgabe einer Unterlassungserklärung.
Noch weitere Verfahren
Der Autor ist bei Wikipedia kein Unbekannter. In den vergangenen zehn Jahren war wiederholt dadurch aufgefallen, dass er Texte aus dem Bereich des Nahost-Konflikts manipulierte. Das war auch den Richtern am Landgericht Koblenz (Az. 9 O 80/20) bekannt. Sie zitieren aus einem Urteil des LG Hamburg (Az. 324 O 468/18) vom 20. Februar 2019, das „schwerwiegende Beeinflussungen“ in mindestens zwei Wikipedia-Einträgen festgestellt hatte. Mit dem Löschen wahrer Informationen und dem Verwenden tendenziöser Adjektive sei „Feliks“ den Wikipedia-Maßstäben von Objektivität nicht gerecht geworden. Mehr noch: Derartiges Verhalten könne das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Enzyklopädie erschüttern.
„Bewusst einseitig und verzerrend“
Im Fall Elias Davidsson sahen die Koblenzer Richter in der Bearbeitung des Wikipedia-Artikels eine schwerwiegende Verletzung des Persönlichkeitsrechts. Zwar müssten Personen der Öffentlichkeit auch kritische oder negative Darstellungen hinnehmen. Das gelte aber keinesfalls für unwahre Tatsachenbehauptungen. Auch könne man verlangen, dass sich Darstellung und Gewichtung nach objektiven Kriterien richteten. Diese Grundsätze lege auch Wikipedia mit seinen internen Vorgaben zugrunde.
Fazit
Weil „Feliks“ schon zum wiederholten Mal so vorgegangen war, ging das Gericht davon aus, dass er vorsätzlich gehandelt hat. Sie sprachen Davidsson daher neben dem Ersatz der Anwaltskosten auch eine Entschädigung in Höhe von 8000,- Euro zu. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Bisher ist nicht bekannt, ob der Wikipedia-Auto Rechtsmittel einlegen wird.
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