Bessere Wertung durch Konteneinsicht?
Angesichts der Empörung von Politikern und Verbraucherschützern hatte O2/Telefonica einen Probelauf für das Schufa-Projekt nach wenigen Wochen abgebrochen. Dabei war der sogenannte „Super Score“ von der Auskunftei ausdrücklich als „zweite Chance“ für finanzschwache Kunden angepriesen worden. Die nämlich könnten eine negative Schufa-Auskunft noch einmal überprüfen lassen: indem sie Einsicht in ihre Konten gewährten, gerne gleich für die kommenden zwölf Monate. Der ehemalige Bundesdatenschützer Peter Schaar warnte damals ausdrücklich davor, so viele Informationen preiszugeben. Und aus dem Bundesjustizministerium hieß es, das Modell werfe rechtliche Fragen auf.
Neue Chance in anderem Bundesland?
Ein Rechercheteam von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung berichtet nun: Die massive Kritik führte nicht etwa dazu, dass die Schufa ihre Pläne aufgab. Stattdessen wandte man sich für die Genehmigung nun an eine andere Behörde, nämlich den hessischen Datenschutzbeauftragten. Er gilt intern als „schufa-freundlich“. Schon im vergangenen Herbst äußerte er kaum Einwände gegen ein ähnlich umstrittenes Projekt der Wiesbadener Auskunftei: eine „Bonus-Hopper“-Datenbank. Dort sollten Strom- und Gasunternehmen ablesen können, welche Kunden besonders häufig den Anbieter wechseln.
Zuständigkeit nicht eindeutig
Die Schufa bestreitet, mit ihrem Antrag aus diesem Grund nach Hessen gewechselt zu sein. Eigentlich habe das Projekt zeitgleich in beiden Bundesländern eingereicht werden sollen. Rechtlich kommen für die Prüfung in diesem Fall tatsächlich zwei Behörden infrage: Die bayerische ist für das Schufa-Tochterunternehmen Finapi zuständig, das die Kontendaten auslesen soll. Hessen beaufsichtigt die Schufa selbst, die in Wiesbaden ihren Sitz hat. Nach Angaben des Rechercheteams allerdings ging das Konzept für „Check Now“ erst nach der bayerischen Kritik in Hessen ein.
Fazit
Trotz der Proteste hält die Schufa offensichtlich an ihrem Konzept „Check Now“ fest. Klaus Müller, Vorstand des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, spricht von einer „ziemlich umfassenden Datenschnüffelei“. Mindestens ebenso entrüstet allerdings zeigt sich Müller über die „Rosinenpickerei“ der Agentur. Offenbar wolle sie die Pläne dort genehmigen lassen, wo es die besten Erfolgschancen gebe. Das, so Müller, sei völlig inakzeptabel.
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