Widerruf bei Parship & Co: 523,95 Euro Kosten für 4 Tage Mitgliedschaft?

(4 Bewertungen, 4.75 von 5)

Worum geht's?

Welchen Beitrag dürfen digitale Partnervermittlungen berechnen, wenn Kunden ihre Mitgliedschaft nach wenigen Tagen widerrufen? Diese Frage hatte das Amtsgericht Hamburg dem EuGH in Luxemburg vorgelegt. Anlass war eine Klage gegen das Portal Parship. Eine ehemalige Nutzerin fühlte sich über den Tisch gezogen – unter anderem, weil andere Verbraucher weniger als die Hälfte der Jahresgebühr zahlen mussten.

Psycho-Test als Grundlage

Am 4. November 2018 buchte die Frau eine einjährige Premium-Mitgliedschaft bei Parship. Der Betreiber, das deutsche Unternehmen PE Digital, berechnete dafür 523,95 Euro. Und das, obwohl andere Kunden im gleichen Jahr nicht einmal halb so viel bezahlen mussten. Im Preis enthalten war zunächst ein 30-minütiger digitaler Persönlichkeitstest. Anhand der Ergebnisse schlug ein Algorithmus dann passende Kontakte vor. Außerdem erwarb die Kundin das Recht, zwölf Monate lang mit sämtlichen 186.000 Nutzern der Plattform Nachrichten und Fotos austauschen. Sie wurde korrekt über ihr Widerrufsrecht belehrt und entschied, noch vor Ablauf der Widerrufsfrist den psychologischen Test durchzuführen. Vier Tage später allerdings widerrief die Frau den Vertrag und forderte ihr Geld zurück.

Was darf Partnersuche kosten?

Für die Nutzung in diesen vier Tagen wollte die PE Digital immerhin drei Viertel der Jahresgebühr behalten: 392,96 Euro. Denn mit dem aufwändigen Gutachten und den ersten Vorschlägen hätte die Kundin bereits den größten Teil der Leistung in Anspruch genommen. Daraufhin klagte die Frau vor dem Amtsgericht Hamburg und forderte die gesamte Summe zurück, die ja ohnehin überteuert gewesen sei. Die Luxemburger Richter mussten nun mehrere EU-Richtlinien ausgelegen, die in diesem Zusammenhang relevant sind.

Preisvergleich sinnvoll

Ob die Jahresgebühr von knapp 524,- Euro als angemessen anzusehen ist, wollte der EuGH (Az. C-641/19) nicht entscheiden. Allerdings nannte er den zuständigen Gerichten die Kriterien für eine Einstufung: Da sei zum einen der Preis, den andere Unternehmen für entsprechende Leistungen berechnen. Als zweites Merkmal müssten die Kosten betrachtet werden, die Parship anderen Kunden in Rechnung stellt.

Einstufungstest als Einmalzahlung?

In der wichtigsten Frage stellte das Gericht klar, dass die 12-Monats-Prämie einer Online-Partnerschaftsvermittlung nur anteilig für die Zeit der Nutzung gezahlt werden muss. Der Parship-Kundin dürfen also nicht drei Viertel der Gesamtsumme, sondern nur vier Tage Mitgliedschaft berechnet werden. Der Eingangstest fällt dabei nicht eigens ins Gewicht. Anders hätte man entschieden, wenn das Testverfahren aufgrund des Aufwands als eigene Leistung abgerechnet worden wäre. Das war im Parship-Vertrag allerdings nicht der Fall.

Fazit

Immer wieder klagen Nutzer gegen die Praktiken verschiedener Online-Partnerbörsen. In den meisten Fällen geht es um einbehaltene oder berechnete Gebühren im Zusammenhang mit einer Kündigung. Mit seinem Urteil hat der EuGH nun grundsätzlich die Verbraucherrechte gestärkt.

eRecht24 Praxis Guide
Rechtssichere Webseiten:
Alles, was Sie wissen müssen
In unserem Guide erklären wir Ihnen in 12 Schritten, wie Sie eine Website rechtssicher erstellen - von der Wahl des Domainnamens über Impressum und Datenschutzerklärung bis hin zu E-Mail- und Newslettermarketing.
Guide jetzt kostenfrei herunterladen!

Name: Bitte Name angeben.

E-Mail-Adresse: Bitte korrekte E-Mail-Adresse angeben.

Ja, bitte senden Sie mir den kostenfreien Guide zu. Ich bin damit einverstanden, dass eRecht24 mir regelmäßig aktuelle Rechts-Updates, Praxistipps und Angebote aus den Bereichen Datenschutz und Internetrecht per E-Mail zusendet. Ich kann jederzeit form- und kostenlos widersprechen. Näheres entnehmen Sie unserer Datenschutzerklärung.
Vielen Dank!
Wir nehmen es mit dem Schutz Ihrer Daten genau und halten uns an die rechtlichen Vorgaben des Double-Opt-In. Bitte bestätigen Sie zuerst Ihre E-Mail-Adresse. Dann stellen wir Ihnen den Guide kostenfrei zur Verfügung.
Tipp: In unseren Premium-Paketen stehen Ihnen mehr als 10 praktische Guides mit Handlungsempfehlungen und passenden Generatoren und Tools zu verschiedenen Themen (Datenschutz, Urheberrecht, Marketing & Co.) kostenfrei zur Verfügung. Die Premium Praxis Guides werden sie regelmäßig aktualisiert, damit Sie stets auf dem neuesten Stand sind.
Anke Evers
Journalistin und Texterin, freiberuflich

Anke Evers absolvierte ihr Studium in Sozial- und Kommunikationswissenschaft und hat als Redakteurin für verschiedene Radio- und Fernsehsender gearbeitet. Seit mehr als zwei Jahrzehnten arbeitet Anke Evers als freiberufliche Journalistin im Online-Bereich. Ihre umfassende Fachkenntnis bringt sie seit 2015 in das Redaktionsteam von eRecht24 ein, wo sie insbesondere für die Erstellung von News-Beiträgen verantwortlich ist.

Ich möchte mit eRecht24 chatten!
Datenschutzhinweis: Ihre Daten und Ihre Chateingaben werden in unserem Chat-Tool Brevo verarbeitet, sobald Sie zustimmen, den Chat mit uns zu beginnen. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit zurücknehmen. Details hierzu entnehmen Sie unserer Datenschutzerklärung.
eRecht24 - Unsere praktischen Tools und hilfreichen Tutorials

mitgliederbereich teaser

Exklusiv für unsere Mitglieder

Alles was Webseitenbetreiber, Agenturen und Selbständige wirklich brauchen: Tools, Wissen, Musterverträge, Erstberatung und Live-Webinare.

Mehr Informationen

dsgvo teaser

Jetzt eRecht24 Premium Affiliate werden

Als eRecht24 Premium Affiliate Partner empfehlen Sie eine Lösung, mit der bereits mehr als 370.000 Webseiten erfolgreich rechtlich abgesichert wurden und erhalten dafür eine 25% Lifetime Provision!

Jetzt Affiliate werden

webinar teaser

Online Schulung mit RA Siebert

Die 7 häufigsten Abmahnfallen auf Webseiten und wie Sie diese einfach und ohne teuren Anwalt vermeiden. So haben Abmahner keine Chance!

Mehr Details