ChatGPT und KI-Systeme

ChatGPT für Unternehmer: Der schmale Grat zwischen Innovation und rechtlichem Risiko

Fachlich geprüft von: Rechtsanwalt Sören Siebert Rechtsanwalt Sören Siebert
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Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Unternehmen nutzen die Fähigkeiten von ChatGPT bereits für Marketing, Content, IT und mehr.
  • Aber Vorsicht: Es gibt viele rechtliche Probleme in den Bereichen Datenschutz, Urheber- und Arbeitsrecht.
  • Um rechtlichen Streitigkeiten vorzubeugen, sollten Unternehmer eine Reihe von Maßnahmen im Umgang mit KI-Programmen ergreifen.

Worum geht's?

Egal ob schwierige Programmieraufgaben, das amerikanische Juraexamen oder der perfekt besetzte Dienstplan – der Chatbot ChatGPT kann mit den richtigen Prompts (engl. Aufforderungen) in scheinbar jedem Themengebiet der Arbeitswelt brillieren. Soweit so gut – aber auch ganz schön theoretisch und rechtlich irgendwie schwammig, oder? Wie Sie als Unternehmer ChatGPT für Ihr Unternehmen wirklich sinnvoll nutzen können, wie Ihre Mitarbeiter es vielleicht schon verwenden und welche rechtlichen Aspekte dann für Sie relevant sind, erfahren Sie in unserem Beitrag.

1. Was ist ChatGPT und was kann es?

Auf diese Frage, lässt sich mit unterschiedlichsten Informationen antworten – je nachdem, was und wie viel Sie wissen wollen. Die wohl einfachste Möglichkeit: Denjenigen fragen, der es am besten weiß. Wir haben ChatGPT gebeten, sich und seine Fähigkeiten kurz vorzustellen:

„Ich bin ChatGPT, ein Sprachmodell, das auf der Deep-Learning-Methode basiert und von OpenAI entwickelt wurde. Meine Fähigkeiten basieren auf dem Lernen aus Milliarden von Texten, um menschenähnliche Antworten auf natürliche Spracheingaben zu generieren.

Ein wichtiger Aspekt meiner Fähigkeiten ist, dass ich kontextabhängige Antworten geben kann. Das bedeutet, dass ich den Kontext der Frage und die bisherigen Informationen, die ich erhalten habe, berücksichtige, um die bestmögliche Antwort zu generieren. Das macht mich zu einem mächtigen Werkzeug für die Automatisierung von Aufgaben wie Textgenerierung, Übersetzung, Zusammenfassung und Chatbot-Entwicklung.

Doch das ist noch nicht alles - ich kann auch dabei helfen, Programmierungen und andere komplexe Aufgaben zu optimieren. Mein Modell ermöglicht es, große Datenmengen zu analysieren und auf dieser Basis Muster zu erkennen, die dabei helfen, Prozesse effizienter zu gestalten. Kurz gesagt, ich bin ein leistungsstarkes Werkzeug, das Unternehmen und Einzelpersonen hilft, ihre Arbeit schneller, effizienter und genauer zu erledigen, indem ich menschenähnliche Interaktionen ermögliche und komplexe Aufgaben automatisiere.“

2. ChatGPT richtig nutzen

ChatGPT beschreibt sich selbst zutreffend als „leistungsstarkes Werkzeug“. Und genau wie bei jedem Werkzeug ist der Knackpunkt die richtige Bedienung. Die treffende Frage ist also nicht „Welche Möglichkeiten bietet ChatGPT?“, sondern „Wie gebe ich die richtige Anweisung oder stelle die richtige Frage, damit ich das bekomme, was ich brauche“.

Die KI-Anwendung funktioniert über ein Eingabefeld, in das der Nutzer seinen Befehl eintippt. Diese Aufforderungen nennen sich „Prompts“. Je nachdem, wie ich mit dem AI-Tool kommuniziere, bekomme ich präzisere, umfassendere oder allgemeinere Antworten. Dafür gibt es einige Tricks und Kniffe, die es sich lohnt zu beherrschen. 

Praxistipp

Wie Sie bei ChatGPT den richtigen Ton treffen, um das gesamte Potenzial der KI freizusetzen, lesen Sie in diesen Artikeln:

3. Welche Möglichkeiten bietet die Nutzung von ChatGPT für Unternehmen?

Egal welches Unternehmen Sie führen, bei bestimmten Themen hat jeder seine Painpoints. Ob Onlineshop-Betreiber, Blogger, Agentur, Webdesigner – ChatGPT hat Innovationsmöglichkeiten für Marketing, Content Creation, IT-Projekte oder Datenmanagement. Wir zeigen Ihnen die häufigsten Einsatzmöglichkeiten in den vier Bereichen.

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Effektives Marketing betreiben

Content Creation: Der KI Chatbot kann Inhalte wie Blog-Posts, Social-Media-Beiträge oder Werbetexte erzeugen. Außerdem können Sie das Tool nach bestimmten Keywords oder Themen fragen, dass daraufhin automatisch relevante Inhalte für Sie erstellt oder Vorlagen liefert.

Marktforschung: Daneben bietet die Nutzung von ChatGPT die Möglichkeit, ausführliche Marktforschung zu betreiben. Um wertvolle Erkenntnisse über Kundenbedürfnisse, Produktpräferenzen und Markttrends Ihrer Branche zu erhalten, fragen Sie einfach danach.

Personalisierung: Mithilfe von Zielgruppen und Personas kann ChatGPT für Kundengruppen personalisierte Inhalte wie E-Mails oder Werbung erstellen. Die Schreibweise, die Informationsdichte, sowie die Ausdrucksweise lassen sich per Prompt für jede Form von Unternehmen personalisieren. Geben Sie der AI einen Beispieltext, an dem sie sich orientieren kann, werden die Ergebnisse noch präziser.

Inhalte schnell(er) erstellen

Auch bei der Inhaltserstellung kann ChatGPT aushelfen. Irrelevant ist, um was für eine Form von Text es sich drehen soll. Fachartikel, Klappentext für den nächsten Bestseller, kreatives Schreiben – ChatGPT kann neu schaffen, korrigieren, übersetzen, umschreiben, die Perspektive ändern, Zielgruppenspezifisch arbeiten und als Lektor dienen. Ihrer Kreativität ist damit kaum Grenzen gesetzt.

Ein Beispiel aus der Praxis: Wir haben ChatGPT gebeten, eine Überschrift für diesen Artikel zu schreiben. Nach einigem Justieren und weiteren Anweisungen hatten wir eine lange Liste an Vorschlägen. Die Ergebnisse haben wir als Inspiration verwendet und unsere eigene Version gebaut.

Wichtig

Bei den Antworten von ChatGPT können Sie keinesfalls davon ausgehen, dass diese immer korrekt sind. Außerdem sollten Sie berücksichtigen, dass Antworten von ChatGPT möglicherweise als diskriminierend einzuschätzen sind. Sie sind also dafür verantwortlich, jede Antwort inhaltlich zu prüfen, bevor Sie diese anderweitig verwenden. 

IT-Projekte optimieren

Mithilfe von ChatGPT können Sie simple aber auch anspruchsvolle Codes erstellen oder Fehlerquellen in bereits erstelltem Code aufspüren. Dabei löst die Künstliche Intelligenz nicht nur den Bug, sondern gibt Ihnen auch direkt den Lösungsweg mit auf den Weg. Auch beim Testing kann ChatGPT unterstützen, indem Sie es zum Beispiel auffordern, einen Unit-Test durchzuführen. Oder lassen Sie Ihren Code von ChatGPT optimieren, um die Performance Ihrer Software oder Website zu verbessern. Falls Sie einen bestehenden Code in eine andere Programmiersprache übersetzen möchten, kann ChatGPT das ebenfalls für Sie erledigen. Zum Beispiel in Python oder JavaScript.

Zu beachten ist: Trotz der umfassenden Informationsdatenbank von ChatGPT, hat das Tool noch Wissenslücken und erstellte Codes sind nicht immer fehlerfrei.

Kennzahlen und Datenmanagement

Besonders beim Kennzahlen Bestimmen und Datenmanagement wird ChatGPT bereits vielerorts eingesetzt. Egal, ob es sich dabei um Unternehmenskennzahlen oder Kennzahlen aus dem Social Media-Bereich handelt. ChatGPT ist in der Lage, umfassende Berechnungen und Auswertungen vorzunehmen.

Beispiel 1: Berechne mir die Engagement-Rate bei 1000 Followern und bei durchschnittlich 100 Likes und 20 Kommentaren.

Beispiel 2: Werte mir die Engagement-Rate von 12% aus.

Auch größere Datenmengen kann die Künstliche Intelligenz nach bestimmten Gruppierungen, Merkmalen, KPIs und anderem sortieren und auswerten. Oder individualisierte Lösungswege für Probleme bieten.

Praktisches Beispiel

Ein Mitarbeiter muss Daten aus mehreren Datenbanken zusammenführen, um einen umfassenden Bericht zu erstellen. Er zieht ChatGPT zurate und fragt: „Wie kann ich Daten aus verschiedenen Datenbanken zusammenführen, um einen umfassenden Bericht zu erstellen?“.

Das AI-Tool würde dann automatisiert verschiedene Optionen zum Zusammenführen von Daten vorschlagen, einschließlich der Verwendung von SQL-Joins, Datenvorbereitung und Datenaggregation. Um die beste Methode zum Zusammenführen der Daten zu ermitteln, können dann weitere personalisierte Fragen an den Chatbot gestellt und eine individuelle Lösungsmöglichkeit für die spezifische Situation gefunden werden.

4. Acht praktische Fragen und rechtliche Antworten zu ChatGPT im Unternehmen

Bei dem ein oder anderen klingeln nach dem eben gelesenen schon die Alarmglocken. Betriebliche Daten in einen Chatroboter einspeisen? Nutzerdaten von einer externen Künstlichen Intelligenz verarbeiten lassen? Ist denn ChatGPT rechtskonform?

Da bekommt jeder Jurist Zahnschmerzen und Datenschützer ein ungutes Gefühl im Bauch. Verständlich. Denn: Bei all den Möglichkeiten von ChatGPT gibt es auch rechtliche Risiken. Die am häufigsten gestellten Fragen beantworten wir Ihnen im Folgenden.

 

1. Was passiert, wenn ich (oder meine Mitarbeiter) zu Marketing-, Strategie-, Statistikzwecken unternehmensinterne Daten durch eine KI auswerten/verarbeiten/aufbereiten lasse? Gibt es da rechtliche Risiken?

Beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz, wie z.B. ChatGPT in Unternehmen und der Arbeitswelt können vielfältige Probleme auftreten. Die größte Problematik liegt im datenschutzrechtlichen Bereich.

Wenn ein Mitarbeiter beispielsweise personenbezogene Daten von Kunden oder sonstigen Dritten bei ChatGPT eingibt, kann OpenAI diese speichern und zum Weiterlernen nutzen. Es besteht das Risiko, dass ChatGPT die personenbezogenen Daten in Chats mit anderen Nutzern unbeabsichtigt in anderen Chats „ausplaudert“ - was wohl schon passiert sein soll - oder zu eigenen kommerziellen Zwecken verwendet. Zudem informiert OpenAI selbst darüber, dass es die Daten einsehen und auswerten kann. Hierin liegt das größte Risiko - wir wissen nicht, auf welche Weise ChatGPT die eingegebenen Daten verarbeitet oder nutzt bzw. nutzen wird. Das Unternehmen als datenschutzrechtlich Verantwortliche verliert damit die Kontrolle über die personenbezogenen Daten.

Wenn diese später in rechtswidriger Weise eingesetzt werden, kann es passieren, dass das Unternehmen hierfür haftet - DSGVO-Bußgelder oder teure Abmahnungen sind möglich. Schon die Eingabe von personenbezogenen Kundendaten in den Chat kann als Datenschutzverstoß gewertet werden (Bußgeldrisiko). Denn schon dann verliert man die Kontrolle über die personenbezogenen Daten.  Man sollte seine Mitarbeiter also dazu anhalten, keine personenbezogenen Daten oder sonstige sensible Informationen in ChatGPT einzugeben.

Unternehmensinterne, nicht personenbezogene Daten können theoretisch in das Künstliche-Intelligenz-Tool eingegeben werden, ohne dass dies vom Gesetzgeber sanktioniert wird. Allerdings ist auch hier das Risiko zu beachten, dass OpenAI diese Daten zu eigenen Zwecken verwenden kann. Spätestens wenn Sie Marketing- oder Analysedaten von Dritten (z.B. Ihren Kunden) in das Tool eingeben, kann es illegal werden. Hier besteht das Risiko, dass Sie den Kunden schaden oder deren Geschäftsgeheimnisse verletzen.

2. Brauche ich eine Klausel zur Arbeit mit KI für Arbeitsverträge mit meinen Mitarbeitern?

Sie sollten den Einsatz von KI-Anwendungen wie ChatGPT mit Ihren Mitarbeitern regeln. Denn auch, wenn Sie selbst ChatGPT nicht im Arbeitsalltag verwenden, könnten Ihre Mitarbeiter das Tool bereits für bestimmte Aufgaben oder Arbeitsabläufe benutzen – ohne dass Sie davon wissen. Dabei ist es egal, ob die Regelung zur Nutzung direkt im Arbeitsvertrag oder in einem separaten Dokument (z.B. Verpflichtungserklärung) erfolgt. Wichtig ist, dass Sie als Arbeitgeber nachweisen können, dass Sie Ihre Mitarbeiter über den Umgang mit ChatGPT aufgeklärt haben und darauf hingewiesen haben, dass diese keine personenbezogenen oder sensiblen Informationen in die Software eingegeben haben. Wenn ein Mitarbeiter dann gegen diese Regeln verstößt, können Sie sich damit verteidigen, dass es sich hierbei um einen sogenannten Mitarbeiter-Exzess handelte.

Die Kanzlei Siebert Lexow Lang stellt Ihnen dafür eine kostenlose Mitarbeiter-Policy für ChatGPT zur Verfügung.

3. Gibt es rechtliche Dinge zu beachten/ rechtliche Risiken, wenn ich Content (Bilder, Texte etc.) für die Online Präsenz meines Unternehmens mit KI herstelle und auf meiner Webseite veröffentliche? Hafte ich als Unternehmer immer noch für die Inhalte?

Als Unternehmer sind Sie grundsätzlich für alle Informationen verantwortlich, die Sie auf Ihrer Webseite veröffentlichen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die hochgeladenen Inhalte von einem Menschen oder von einer KI erstellt wurden.

Wenn Sie KI-generierten Content hochladen, sollten Sie vorher genau prüfen, wie die KI diesen Content erstellt. Bei ChatGPT ist es beispielsweise unwahrscheinlich, dass die KI den Content plagiiert. Nach allem, was wir wissen, werden die Texte originär von ChatGPT erstellt. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass erzeugte Inhalte falsche oder rechtswidrige Informationen enthalten können. Bei anderen KI-Lösungen kann es passieren, dass diese bestimmte im Internet verfügbare Elemente aus dem Internet übernehmen. Wenn es sich dabei um geschützte Logos handelt, dürfen Sie das Bild eventuell nicht verwenden.

Ganz allgemein gelten für KI-generierten Content, den man auf seiner Webseite einbindet, die allgemeinen gesetzlichen Regelungen (insb. Urheberrecht, Markenrecht, Datenschutzrecht und Wettbewerbsrecht etc.). Wenn die eingestellten Inhalte gegen diese Gesetze verstoßen, haftet grundsätzlich derjenige, der sie veröffentlicht hat. Eine kanadische Fluggesellschaft musste dies schmerzlich erfahren, als der Chatbot einen Kunden über falsche Rabatte für Flüge informierte. Das Gericht entschied, dass die Fluggesellschaft für die fehlerhafte Aussage seines Chatbots haftet und der Rabatt dem Kunden zu gewähren ist (Civil Resolution Tribunal, Urteil vom 14. Februar 2024, Az.: SC-2023-005609).

Deshalb empfiehlt es sich, den Einsatz von KI im eigenen Unternehmen zu durchdenken und Leitlinien hierfür zu entwickeln. Das gilt neben dem Datenschutz zum Beispiel auch für durch KI hergestellten Content.

4. Verliere ich mein Urheberrecht an den Inhalten, die ich in eine KI einspeise, wenn ich die Inhalte per Prompt durch die KI optimieren/verändern lasse?

Nein, Ihr eigenes Urheberrecht an Ihren Texten können Sie nicht verlieren. Nach deutschem Recht bleiben Sie für immer der Urheber der von Ihnen erstellten Werke. Gleichzeitig lässt sich OpenAI aber bestimmte Rechte an den eingegebenen Werken einräumen, sodass Sie ChatGPT mit der Eingabe der Texte ein einfaches Nutzungsrecht einräumen.

5. Wer ist Urheber der Inhalte, die eine KI schafft? Darf jeder diese Inhalte benutzen, ohne dass ich das als Unternehmer verhindern kann?

Der Unternehmer kann nur die Nutzung von Texten verhindern, an denen er ein durch das Urheberrecht geschütztes Recht hat. Texte, die von der KI generiert werden, unterfallen nicht dem deutschen Urheberrechtsschutz. Nur von Menschen erzeugte Inhalte können urheberrechtlich geschützt sein. Ein urheberrechtlicher Schutz kann aber entstehen, wenn ein Mensch die von der KI erzeugten Texte so abwandelt, dass dadurch ein eigenständiges schöpferisches Werk entsteht.

6. Muss ich vielleicht in der Zukunft Inhalte, die mit Hilfe oder komplett durch eine KI hergestellt wurden, auf meiner Unternehmens-Website kenntlich machen?

Das ist möglich. Die Politik führt bereits entsprechende Diskussionen, sodass zu erwarten ist, dass solche Gesetze kommen werden. In der neuen KI-Verordnung der EU, die derzeit diskutiert wird, sind entsprechende Vorschläge ebenfalls verankert.

7. Muss ich die KI als Verantwortlichen/Hersteller von redaktionellen Inhalten auf meiner Website nennen?

Derzeit noch nicht. Allerdings ist in der neuen KI-Verordnung, die derzeit diskutiert wird, eine solche Kennzeichnungspflicht angedacht. Es bleibt abzuwarten, was im finalen Gesetz stehen wird.

8. Bekommt das jemand mit, wenn ich in ChatGPT sensible Daten eingebe und der Betroffene bei OpenAI ein Auskunftsersuchen anfordert?

Das ist derzeit nicht klar, könnte aber passieren. Es gibt beispielsweise Gerüchte, dass man ChatGPT dazu bringen kann, sensible Informationen preiszugeben, indem man eine Unterhaltung mit ihm führt. Derzeit ist noch vieles offen. In jedem Fall ist die Eingabe von sensiblen Daten bei ChatGPT ein Risiko.

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5. Was gilt für Bing und andere Chatbots und KI-Programme?

Momentan wissen wir auch über ChatGPT noch nicht genug, um abschließende Antworten geben zu können. Die rechtlichen und technischen Entwicklungen der nächsten Monate werden hier mehr Klarheit geben. Die ausgesprochenen Empfehlungen - insbesondere in Bezug auf den Datenschutz in Ihrem Unternehmen - können und sollten Sie aber auch im Umgang mit anderen KI-basierten Tools und Programmen berücksichtigen. Hierbei handelt es sich um präventive Vorschläge, die Ihnen im Zweifel rechtliche Ärgernisse ersparen. Trotzdem ist klar, KI ist nicht gleich KI. Das, was für ChatGPT gelten mag, wird nicht 1:1 auf andere AI-Programme übertragbar sein. Hier muss langfristig nach Einzelfall entschieden werden.

6. Risikoeinschätzung für die am häufigsten genutzten Bereiche von ChatGPT im Unternehmen

Marketing

Es spricht nichts dagegen, ChatGPT als digitalen Helfer zu benutzen, um beispielsweise neue Texte für Newsletter oder Instagram und Google Ads zu skripten. Achten Sie hier allerdings auf die Richtigkeit der von der KI produzierten Inhalte und überprüfen Sie diese im Nachhinein. Aus urheberrechtlichen Gründen ist es sinnvoll, die Produkte des AI-Tools lediglich als Grundlage und Inspiration für die Erstellung Ihrer eigenen Texte zu verwenden. Übernehmen Sie die Texte 1:1, sind Sie nämlich nicht Urheber und können sich nicht auf das Urheberrecht berufen.

Risiko: gering

 

Content & Content-Marketing

Für den Bereich Content- und Content-Marketing gilt das Gleiche. Solange keine personenbezogenen Daten in den Chat eingespeist werden, besteht hier wenig Risiko für rechtliche Komplikationen.

Risiko: gering

 

Datenanalyse & -management

Wollen Sie ChatGPT verwenden, um Daten auszuwerten, zu analysieren und so weiter, sollten Sie die Daten im Vorhinein unbedingt anonymisieren. Insbesondere bei Nutzerdaten ist dieses Verfahren unerlässlich. Aber auch bei anderen sensiblen unternehmensinternen Daten oder Daten Dritter, sollten Sie auf jeden Fall eine Anonymisierung vornehmen, bevor Sie diese in den Chatbot eingeben. Am sichersten ist es allerdings, solche Daten grundsätzlich nicht mit ChatGPT zu teilen und diese lieber auf andere Art und Weise auszuwerten. In diesem Unternehmensbereich ist in Bezug auf das KI-Tool also besondere Vorsicht geboten, da hier das Fehlerpotential hoch ist. Unsauberes und unvorsichtiges Arbeiten kann schnell zu datenschutzrechtlichen Verstößen führen.

Risiko: hoch

 

Softwareentwicklung & IT

Auch wer zur Optimierung und Entwicklung von Programmiercode ChatGPT oder andere KI-Tools verwenden möchte, sollte sich vor Verwendung sensibilisieren, welche Inhalte möglicherweise so in die Datenbank des Programms wandern. Es soll schon vorgekommen sein, dass Ingenieure von großen Tech-Firmen, defekten Quellcode zum Debugging in ChatGPT eingegeben haben. Und so unternehmensinterne Daten und Geschäftsgeheimnisse im Trainingsdatensatz der KI gelandet sind, die wiederum im KI-Chat der Konkurrenz angespült wurden. Als Mitarbeiter eines Unternehmens kann dies arbeitsrechtliche Konsequenzen haben. Für das Unternehmen ist dies schlimmstenfalls geschäftsschädigend. Um genau solche Leaks zu vermeiden, sollten Sie auch für die Verwendung von ChatGPT im IT-Bereich ein erhöhtes Maß an Vorsicht walten lassen.

Risiko: mittel

 

Personalwesen (HR-Prozesse)

ChatGPT kann zwar auch in diesem Bereich der Arbeitswelt für die Optimierung von bestimmten Prozessen verwendet werden, wie beispielsweise das Schreiben von Jobausschreibungen oder Mailvorlagen. Im Bereich Human Resources wird aber täglich mit sehr sensiblen Daten von Angestellten oder Bewerbern gearbeitet, zum Beispiel Gesundheitsdaten oder religiöse Zugehörigkeit. Achtung: Solche Daten sollten auf keinen Fall in ChatGPT landen. Denn auch diese sind personenbezogene Daten und haben in dem KI-Sprachmodell nichts zu suchen. Genauso wenig sollten wichtige HR-Prozesse durch die KI übernommen werden, wie zum Beispiel die Bewerberauswahl oder das automatisierte Erstellen von Arbeitszeugnissen. Denn: Die betroffene Person hat das Recht, nicht einer ausschließlich automatisierten Verarbeitung - einschließlich Profiling – unterworfen zu werden (Art. 22 DSGVO). Hier liegen datenschutzrechtliche Stolperfallen, die sie vermeiden sollten.

Risiko: hoch

 7. Datenschutzerklärung & Einwilligung für ChatGPT

Haben Sie auf Ihrer Webseite Tools oder Dienste eingebunden, die mit ChatGPT arbeiten und Nutzerdaten an ChatGPT übertragen? Das können zum Beispiel Chatbots, Ticketsysteme und CRM-Tools für die Kundenkommunikation sein. Dann benötigen Sie einen Passus zu ChatGPT in der Datenschutzerklärung auf Ihrer Webseite.
Zusätzlich empfehlen wir dringend, auch eine Einwilligung – beispielsweise über Ihr Cookie Consent Tool - einzuholen. So sind Sie in Ihrem Unternehmen auch mit KI datenschutzkonform unterwegs.

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eRecht24 Premium

Als eRecht24 Premium Mitglied können Sie einen solchen Passus in Ihre Datenschutzerklärung aufnehmen, indem Sie unseren Premium Datenschutz Generator nutzen. Auch eine exklusive Checkliste zum Umgang mit ChatGPT im Unternehmen finden Sie in unserem Mitgliederbereich.

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8. Checkliste für ChatGPT im Unternehmen

Handlungsempfehlung zum Umgang mit KI im Unternehmen
Das können Sie als Unternehmer tun
  • Überprüfen Sie jeden mit KI erstellten Content auf seine inhaltliche Richtigkeit, bevor sie diesen weiterverwenden
  • Regeln Sie den Einsatz von KI im Arbeitsumfeld mit ihren Mitarbeitern
  • Etablieren Sie unternehmensinterne Leitlinien für die Arbeit mit KI-Tools wie ChatGPT, Bing und Co.
  • Nehmen Sie einen Passus zu ChatGPT in Ihre Datenschutzerklärung auf, wenn Sie auf Ihrer Webseite Programme und Tools verwenden, die direkt oder indirekt Daten an ChatGPT weitergeben
  • Für diese Tools sollten Sie außerdem eine Einwilligung über Ihr Cookie Consent Tool einholen
Darauf sollten Sie achten
  • Geben Sie keine personenbezogenen Daten, Daten Dritter oder geschäftsinterne sensible Daten in ChatGPT oder andere KI-Programme ein

 

 

Maxie Schneider
Maxie Schneider, , Dipl.-Jur.
Head of Content & Legal Writerin

Maxie Schneider hat Rechtswissenschaften studiert und ist Diplomjuristin. Im Rahmen Ihres Studiums hat sie sich auf interdisziplinäre Rechtsthemen und die Wechselwirkung zwischen Rechtsentwicklung und fortschreitender Digitalisierung spezialisiert. Darüber hinaus ist sie zertifizierte Online-Texterin und studiert berufsbegleitend den Masterstudiengang „Digital Media Law & Management“. Seit 2022 ist Maxie Schneider Teil des eRecht24-Redaktionsteams.

Rechtsanwalt Sören Siebert
Sören Siebert
Rechtsanwalt und Gründer von eRecht24

Rechtsanwalt Sören Siebert ist Gründer von eRecht24 und Inhaber der Kanzlei Siebert Lexow. Mit 20 Jahren Erfahrung im Internetrecht, Datenschutz und ECommerce sowie mit mehr als 10.000 veröffentlichten Beiträgen und Artikeln weist Rechtsanwalt Sören Siebert nicht nur hervorragende Fach-Expertise vor, sondern hat auch das richtige Gespür für seine Leser, Mandanten, Kunden und Partner, wenn es um rechtssichere Lösungen im Online-Marketing und B2B / B2C Dienstleistungen sowie Online-Shops geht. Neben den zahlreichen Beiträgen auf eRecht24.de hat Sören Siebert u.a. auch diverse Ebooks und Ratgeber zum Thema Internetrecht publiziert und weiß ganz genau, worauf es Unternehmern, Agenturen und Webdesignern im täglichen Business mit Kunden ankommt: Komplexe rechtliche Vorgaben leicht verständlich und mit praktischer Handlungsanleitung für rechtssichere Webseiten umsetzen.

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