Veranstaltungskarten selbst ausdrucken und dafür auch noch Service-Entgelt bezahlen? Teuren Premiumversand buchen und die Tickets dann frankiert mit einer 60-Cent-Marke im Briefkasten finden? Viele Kunden der CTS Eventim AG fühlten sich in den vergangenen Jahren verschaukelt oder regelrecht abgezockt. Nach mehrjährigen Verhandlungen hat der Bundesgerichtshof jetzt entschieden: Die Vertragsklauseln des Unternehmens waren teilweise unwirksam.
Wer selber druckt, muss trotzdem zahlen
Ob Musical, Sport oder Comedy, ob U2 oder Elton John – der Tickethändler Eventim ist für Besucher großer Veranstaltungen wichtigster Ansprechpartner beim Ticketkauf. Verbraucherschützer allerdings bemängeln schon lange die zum Teil undurchsichtigen Zusatzgebühren, die bisher auf den eigentlichen Kartenpreis aufgeschlagen wurden. Die Höhe hing davon ab, welche Versandmöglichkeit Kunden wählten. Mochte der Standardpreis für den Postversand mit 4,90 Euro noch als angemessen durchgehen, gab die Option „print@home“ allerdings Rätsel auf: Für das Ausdrucken eines elektronischen Tickets zu Hause am eigenen PC wurde Kunden eine „Servicegebühr“ von 2,50 Euro berechnet.
Premiumversand ohne Premiumleistung
Wer Tickets in letzter Minute vor der Veranstaltung ergattert hatte oder besonders sicher gehen wollte, konnte den Premiumversand für stolze 29,90 Euro buchen. Und war dann möglicherweise irritiert, wenn die Bestellung Tage später als unversicherter Standardbrief im Postkasten landete. Worin genau die fast 30,- Euro teure Premiumleistung bestand, wollte Eventim nicht einmal vor Gericht ausführen. Das börsennotierte Unternehmen beharrte vielmehr auf dem Standpunkt, dass man Kalkulationen nicht offen legen müsse.
BGH: Käufer werden durch Preisklauseln unangemessen benachteiligt
Auch die zweifache Berufung brachte Eventim nicht den gewünschten Erfolg. Der Bundesgerichtshof (Az. III ZR 192/17) bestätigte die Urteile von Landgericht und Oberlandesgericht Bremen. Denn nach § 448 Abs. 1 BGB müssten Käufer nur die Kosten der Versendung einer Ware tragen. Also: Porto, Verpackungsmaterial und gegebenenfalls eine Versicherung. Der Aufwand zur Bereitstellung der Ware hingegen sei vom Verkäufer zu tragen. Da Eventim auch beim sogenannten Premiumversand keinen höheren Aufwand nachweisen konnte, sei die entsprechende Preisklausel unwirksam. Gleiches gelte für das eigene Ausdrucken von Eintrittskarten.
Praxis-Tipp:
Die Klägerin in dem Verfahren, die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, will Kunden bei der Rückforderung zu viel gezahlter Gebühren unterstützen. Da Rückzahlungsansprüche nach Ablauf von 3 Jahren zum Jahresende verfallen, kommen Ticketbestellungen bis zum Jahr 2015 in Betracht. Ein Musterbrief kann unter https://www.verbraucherzentrale.nrw/sites/default/files/2018-08/Musterbrief%20Eventim%20printathome_0.pdf heruntergeladen werden.
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NIGHTOWL wickelt als Dienstleister den Ticketverkauf im Auftrag des Veranstalters ab:
NIGHTOWL UG (haftungsbeschränkt)
gilt das auch für den Ticketdienst "Reservix.de" gelten? Ist doch das gleiche in grün oder.
Die betreiben aus meiner Sicht etwas ähnliches. Wenn man das Ticket online kauft, zahlt man 50ct extra - obwohl es für das Kino Planungssicherheit bedeutet und das Personal an den Kinokassen entlastet.
Vor Jahren hatte ich dort einmal nachgefragt und bekam die schriftliche Antwort, dass die Online-Software gewartet werden müsse und die Gebühren für Zahlungsdienstleister damit abgedeckt werden..
Das mit der Wartung kann ich nicht ganz nachvollziehen. Das muss die Software an den Kinokassen vor Ort doch auch...? Und wie gesagt, da sitzt jeweils noch pro Kasse eine Person, die bezahlt werden möchte.
Und die Gebühr für Zahlungsdienstleister darf doch mittlerweile auch nicht mehr an den Kunden weitergegeben, oder irre ich mich?
Für mich klingt das, wie oben beschrieben, nach den Kosten für die Bereitstellung der Ware.
Gut, wir sprechen hier "nur" über 50ct. Aber Kleinvieh...