Worum geht's?
Wen Sie wählen, an was Sie glauben, ob Sie krank oder gesund sind, was Sie am liebsten Essen, wohin Sie in den Urlaub fahren – all das geht niemanden etwas an. Eigentlich. Denn wahrscheinlich ist Ihnen gar nicht bewusst, wie viel über Sie als Person dennoch bekannt ist. Möglich macht das Tracking im Internet: Besuchen Sie eine Webseite, kann der Betreiber diverse Technologien einsetzen, um Ihre Aktivitäten nachzuverfolgen und auszuwerten – und das ohne Ihre Zustimmung, über mehrere Seiten und lange Zeiträume hinweg. Klingt gruselig. Ist es auch. Daher zeigen wir Ihnen im folgenden Artikel, wie Sie Webseiten daran hindern, Sie auszuspähen – und wie Sie Ihre persönlichen Daten im Netz besser schützen können.
1. Was ist Tracking – und warum sollte ich mich davor schützen?
Webtracking oder Online-Tracking bezeichnet die Analyse und Auswertung des Surfverhaltens von Nutzern im Internet. Die meisten Unternehmen nutzen Tracking auf ihren Webseiten und Onlineshops, um Besuchern individuell zugeschnittene Werbeangebote ausspielen zu können.
Besorgniserregender als ständig aufploppende, nervige Werbebanner ist jedoch die zweite Art der Datennutzung: Denn anhand der Masse an persönlichen Daten können Unternehmen individuelle Nutzerprofile erstellen – und die beruhen oftmals auf der Sammlung besonders schützenswerter, sensibler Daten. Was mit den Daten passiert und wer sie überhaupt erhebt, bleibt dabei meist im Dunklen.
Tracking funktioniert auf unterschiedliche Weisen: Integrierte Zähler, Cookies und Plug-Ins sammeln Informationen über die IP-Adresse des Besuchers, Standortdaten, Browser-Einstellungen und häufig besuchte Websites. Wie lange ein Nutzer auf welcher Seite gesurft hat, welche Produkte stark und welche eher weniger stark in einem Onlineshop nachgefragt sind, welche Zielgruppe sich für bestimmte Produkte interessiert, mit welchen Geräten Nutzer eine Internetseite besuchen – all das und mehr lässt sich mit Tracking herausfinden.
Keine Frage: Daten sind im digitalen Zeitalter die wichtigste Währung. Werbetreibende zahlen hohe Summen für wertvolle Informationen über Nutzer, aus denen sie dann persönliche Profile für Werbezwecke erstellen. Doch selbst besonders sensible Daten wie religiöse und politische Ansichten, gesundheitliche Belange oder sexuelle Interessen sind vor der Trackingwut von Konzernen und Werbetreibenden nicht geschützt.
Die Folge: Aufdringliche Werbung, unfaire Preise, Meinungsmanipulation – und eine immense Datenerfassung von mitunter höchst intimen Informationen über den einzelnen Nutzer. Bei all dem besteht nur eine vage Kenntnis darüber, was Unternehmen wie Google, Facebook und Amazon mit den Daten machen und was passiert, wenn Hacker oder Geheimdienste Zugriff auf diese bekommen. Kein Wunder, dass sich Internetnutzer fragen, wie sich die unbegrenzte Datensammelei verhindern lässt.
2. Wie kann ich Tracking verhindern?
Wer seine Privatsphäre im Netz schützen möchte, hat verschiedene Möglichkeiten, das Datentracking auf Webseiten und in Apps zu unterbinden. Sie alle verfolgen den gleichen Zweck der Tracking-Verhinderung, funktionieren aber unterschiedlich. Wir zeigen Ihnen sechs Möglichkeiten, wie Sie sich und Ihre Daten beim Surfen im Internet schützen können.
Optionale Cookies ablehnen
Surfen Sie im Internet, können Sie sich darauf verlassen, dass alle Webseiten Cookies setzen. Sobald Sie die Seite aufrufen, speichert diese bestimmte Arten von Cookies in Ihrem Browser. Einige davon gehören zu den essenziellen Cookies, ohne die die Webseite nicht funktionieren würde. Andere erhöhen die Nutzerfreundlichkeit, indem sie beispielsweise in einem Onlineshop Cookies setzen, damit die Produkte in Ihrem Warenkorb nicht beim Aufruf einer neuen Seite verloren gehen.
Wieder andere hingegen – sogenannte Tracking Cookies – dienen ausschließlich dazu, Informationen über den Nutzer zu sammeln. Zugriff auf diese Daten haben jedoch nicht nur die Seitenbetreiber, sondern auch Werbenetzwerke und Unternehmen wie Google, Facebook & Co. Diese nutzen die Daten, um Ihnen individualisierte Werbung auszuspielen – und das über mehrere Websites hinweg.
Als Websitebetreiber müssen Sie Nutzer*innen die Möglichkeit geben, Cookies zuzustimmen oder abzulehnen. In den Premium Paketen von eRecht24 für Unternehmen, Websitebetreiber und Agenturen sind Cookie Consent Lösungen enthalten.
Anti-Tracking direkt im Browser
Es gibt verschiedene Möglichkeiten des Anti-Trackings, die Sie direkt in Ihrem Browser einstellen können. Manche unterbinden das Tracking dabei mehr als andere:
- Privater Modus: In Chrome (Inkognito-Modus), Safari und Firefox (privates Surfen, privates Fenster) und Microsoft Edge (Inprivate Browsen) können Sie beim Surfen in den privaten Modus wechseln. Der Browser verhindert dann die Speicherung von Suchverlauf, Cookies und Suchanfragen – aber nicht, dass auf den besuchten Websites Online-Tracker Daten über Ihr Surfverhalten sammeln.
- Do Not Track (DNT): Mit der „Do Not Track“-Funktion können Sie einstellen, dass Ihr Browser beim Besuch von Webseiten deren Betreiber darum bittet, Sie nicht zu tracken. Verpflichtend ist die Tracking-Verhinderung für die Seitenbetreiber jedoch nicht, weshalb Giganten wie Facebook, Yahoo und Google bereits vor Jahren erklärten, DNT zu ignorieren. Bei Apples Safari Browser gibt es die Funktion gar nicht mehr.
- Browser für Anti-Tracking: Der wohl sicherste Browser ist Tor – The Onion Router. Ähnlich dem Aufbau einer Zwiebel verschlüsselt er Ihren Datenverkehr in mehreren Schichten. Um die Nutzer zu schützen, leitet Tor deren Daten auf weltweit verteilte Server um, wobei die Daten auf allen Servern erneut verschlüsselt werden. Bei den gängigen Browsern bieten aber auch Firefox und Opera mit den richtigen Einstellungen ein hohes Datenschutzniveau.
Berechtigungen in Apps blockieren
Apps hat jeder auf seinem Smartphone – doch nur wenigen Nutzern ist bewusst, wie viele Berechtigungen für Datenerhebungen die Anwendungen einfordern, obwohl diese für die Funktion der App gar nicht erforderlich sind, sondern dem Tracking dienen.
Um in Apps Website-Tracking zu verhindern, nehmen Sie in Ihrem Smartphone folgende Einstellungen vor:
- iOS: Gehen Sie auf Einstellungen 🡪 Datenschutz & Sicherheit 🡪 Tracking (Werbung) 🡪 bei älteren iOS-Version aktivieren Sie den Punkt „Ad-Tracking beschränken“; ab iOS 14.5 deaktivieren Sie „Apps erlauben, Tracking anzufordern“
- Android: Gehen Sie auf Einstellungen 🡪 Google 🡪 Anzeigen 🡪 Werbe-ID löschen bzw. Werbe-ID zurücksetzen.
Alternativ können Sie in beiden Betriebssystemen unter Einstellungen 🡪 Apps manuell für einzelne Apps Berechtigungen verwalten, indem Sie sie erteilen oder deaktivieren.
VPN-Blocker nutzen
Entgegen einem verbreiteten Irrglauben bietet auch ein VPN-Tunnel keine 100%ige Anonymität im Netz – Sie können damit jedoch Ihren Datenverkehr verschlüsseln. VPN steht für „Virtuelles privates Netzwerk“ und erlaubt Ihnen, eine sichere Verbindung zwischen Ihnen als Nutzer und dem Internet aufzubauen. Dafür bekommen Sie eine fremde IP-Adresse eines Remote Servers zugewiesen und Ihr virtueller Standort wird verborgen. So erfährt niemand, welche Seiten Sie bei Surfen aufrufen.
Zudem erschwert es VPN Hackern, Ihre Daten abzugreifen – vor allem dann, wenn Sie in einem öffentlichen WLAN surfen. Durch die Verschlüsselung der IP-Adressen bieten VPNs ein gewisses Maß an Schutz vor ungewolltem Tracking, da sie eine Lokalisierung des Standorts wie beim IP-Tracking verhindern.
Digitalen Fingerabdruck blockieren
Es gibt verschiedene Arten von Cookies. Nicht alle benötigen Cookies, um das Verhalten von Internetnutzern auszuspähen. Beim Fingerprint-Tracking werden Sie beispielsweise durch bestimmte Software- und Hardware-Merkmale identifiziert, die Ihr Browser selbst zur Verfügung stellt. Dazu gehören etwa Endgerät und Modell, Betriebssystem, IP-Adresse, Browser und Browserversion, Displaygröße und Auflösung sowie Plug-Ins und Erweiterungen.
Kombiniert ergeben diese Merkmale einen einzigartigen, digitalen Fingerabdruck, mit dem Sie als Nutzer wiedererkannt werden können. Fingerprinting gehört zu den Arten des Cookieless Trackings, die sich nicht komplett verhindern lassen – gänzlich wehrlos sind Sie aber auch nicht. Mit folgenden Anti-Tracking-Maßnahmen können Sie Fingerprinting eindämmen:
- Tor-Browser verwenden (erhöht jedoch die Ladezeit von Webseiten deutlich)
- JavaScript deaktivieren, z. B. mit Browser-Erweiterung NoScript (kann jedoch dazu führen, dass Webseiten nicht mehr richtig funktionieren, dann müssen Sie die Ausführung jedes Mal manuell erlauben)
- Browser-Erweiterungen wie CanvasBlocker für Firefox aktivieren (täuscht einmaligen Fingerprint vor, der bei jeder Abfrage verändert wird)
Ad-Blocker gegen Tracking
Auch Werbeblocker wie die Browser-Erweiterung AdBlock Plus können Ihnen beim Anti-Tracking helfen: Sie unterbinden nicht nur nervige Banner, Popups und Werbung auf Websites, sondern blockieren auch Tracking-Tools wie Cookies, Skripte und Zählpixel. Das Ganze funktioniert über Filter-Listen. Diese Listen (Blacklists und Whitelists) sind in der Regel öffentlich und können so angepasst werden, dass die Lieblings-Werbeseiten weiterhin angezeigt werden.
AUFGEPASST
So verständlich der Wunsch nach Werbefreiheit auch ist, ist er für viele Webseiten die einzige Möglichkeit, Inhalte Nutzern kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Nutzen Sie gerne kostenlose Onlineangebote, sollten Sie daher gegen Tracking vorgehen, aber überlegen, Werbung in Maßen zuzulassen.
3. 5 Anti-Tracking-Tools und was sie können
Datenschutz-Tools und Zusatzsoftware helfen dabei, das Tracking Ihrer Daten im Netz einzudämmen. Wir zeigen Ihnen fünf Anti-Tracking-Tools, mit denen Sie weniger Spuren im Internet hinterlassen:
- Privacy Badger: Mit der Browser-Erweiterung sorgen Sie dafür, dass das Cookie Tracking Ihr Surfverhalten nicht aufzeichnen kann, indem Tracking Cookies abgelehnt werden. Vertrauenswürdige Websites können Sie auf eine Whitelist setzen. Erläuterungen zu den geblockten Trackern gibt es jedoch kaum.
- Ghostery: Das Add On für Chrome und Firefox blockiert in den Grundeinstellungen zwar wenig, klärt Sie aber darüber auf, welche Dienste gerade Ihre Daten abgreifen. Diese werden in einem kleinen Fenster aufgelistet, das sich über die Webseite legt. Sie können sich gesetzte Tracking Cookies anzeigen lassen und diese blockieren.
- uBlock Origin: Der Tracking Blocker schützt nicht nur vor Tracking, sondern auch vor Malware und Werbung, indem er die Anzahl an gesetzten Trackern intensiv reduziert.
- NoScript: Das Tool für Firefox blockiert Javascript und andere Plugins, die dem Tracking dienen – arbeitet aber derartig aggressiv, dass bestimmte Seiten nicht mehr richtig funktionieren. Sie können jedoch Teile der Webseite oder die gesamte Page manuell freigegeben und auch eine Liste mit genehmigten Pages erstellen.
- ScriptBlock: Für Chrome können Sie Tracking verhindern mit dem Firefox-Pendant ScriptBlock. Ähnlich wie bei Ghostery legt sich beim Aufrufen einer Webseite ein Fenster über die Inhalte und zeigt die blockbaren Trackingdienste an. Auch hier lassen sich vertrauenswürdige Seiten manuell freigegeben.
PRAXIS-TIPP
Auch mit Anti-Tracking-Tools surfen Sie nicht komplett anonym. Daten wie IP-Adresse, Browserversion, Schriftarten und installierte Add Ons können dennoch an die Webseite übermittelt werden – aber eben nur an diese. Anti-Tracking-Tools und Maßnahmen wie das Blockieren von App-Berechtigungen und Tracking Cookies sind wichtig. Möchten Sie Tracking jedoch komplett verhindern, sollten Sie auf Mittel wie VPNs oder Tor zurückgreifen.
4. Checkliste Anti-Tracking: So schützen Sie sich am besten vor Tracking
Auch wenn es nur bedingt möglich ist, Tracking gänzlich zu verhindern, können Sie den Schutz Ihrer Daten durch den Einsatz eines geeigneten Browsers, das Löschen von Cookies und Suchverläufen, das Deaktivieren von Ortungsfunktionen und anderen Berechtigungen in Apps sowie durch die Wahl geeigneter Anti-Tracking-Tools erhöhen.
- Datensparsamkeit: Geben Sie möglichst wenige private Informationen im Netz preis.
- Ohne Login: Surfen Sie ohne Login – auch wenn es unbequem ist. Sind Sie dauerhaft eingeloggt, erleichtert das Online-Trackern die Arbeit immens.
- Ausloggen: Loggen Sie sich immer aus, wenn Sie einen Dienst nicht mehr nutzen.
- Regelmäßig löschen: Leeren Sie regelmäßig Ihren Suchverlauf im Browser und .
- Datenschutz bei Webanwendungen: Achten Sie auf datenschutzfreundliche Einstellungen, wenn Sie Dienste wie Facebook, YouTube oder Google+ nutzen.
- Datenschutzfreundlicher Browser: Nutzen Sie einen Browser, der Tracking verhindert (im besten Fall ist das der Tor-Browser).
- Datenschutz im Browser: Deaktivieren Sie die Option „Cookies von Drittanbietern akzeptieren“.
- Daten streuen: Nutzen Sie nicht zu viele Dienste aus einer Hand, sondern streuen Sie die Daten auf andere Anbieter.
- Alternative Suchmaschinen: Duckduckgo, Startpage und Ecosia sind Alternativen zum Giganten Google – nutzen Sie diese.
- Anti-Tracking-Tools: Installieren Sie Anti-Tracking-Software und Add Ons, um Trackingdienste zu blockieren.
5. FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Anti-Tracking