Worum geht's?
Für Verkäufer ist es der absolute Super-Gau: Der Amazon-Seller-Account wird gesperrt, Ihre Waren aus dem Verkauf genommen und der Zugriff auf das Konto-Guthaben verwehrt. Darf Amazon Ihr Konto sperren? Welche Gründe gibt es für gesperrte Amazon-Accounts? Und wie können Sie Ihr Konto entsperren? Wir verraten Ihnen mehr dazu.
1. Amazon - Handelsriese mit einigen Kritikpunkten
Mehr als die Hälfte des Umsatzes im deutschen Online-Handel führt auf den Handelsriesen Amazon zurück. Allein im Coronajahr 2020 machte die Handelsplattform täglich 31 Millionen Euro Umsatz. Rund 46 Millionen deutsche Kunden shoppen bei Amazon.
Immer häufiger steht Amazon aber auch in der Kritik. Sei es wegen der problematischen Arbeitsbedingungen, umstrittenen Steuervermeidungspraktiken, dem Vernichten von intakten, retournierten Waren oder mit gesperrten Kundenkonten.
Aber nicht nur Käufer sind davon betroffen, dass Ihr Amazon-Konto gesperrt wurde. Auch Verkäufer kommen oft in die Bredouille, dass Ihr Amazon-Account gesperrt wird und Sie keine Umsätze mehr erwirtschaften können. Dies kann schnell die berufliche Existenz bedrohen.
2. Amazon-Konto gesperrt: Darf die Plattform das?
Immer öfter kommt es vor, dass Amazon Seller-Accounts auf der Plattform sperrt. Dies ist nicht verboten. Im Rahmen der Vertragsautonomie ergibt sich für B2B-Geschäfte, dass ein Jedermann frei ist, seinen Vertragspartner zu wählen. Amazon muss also nicht jedem Verkäufer die Nutzung seines Marketplaces gestatten.
Meistens rechtfertigt Amazon Sperrungen damit, dass der Verkäufer die gesetzlichen Bestimmungen nicht eingehalten hat oder gegen die Rahmenbedingungen von Amazon verstößt. Der Verbraucherschutz steht für den Handelsriesen an höchster Stelle.
VORSICHT
Halten Sie als Händler die gesetzlichen Regelungen nicht ein, kann Amazon Ihnen das Konto sperren. Aber auch, wenn es sich dabei um ein Missverständnis handelt, kann es für Händler schwierig sein, ein gesperrtes Amazon-Konto entsperren zu lassen.
3. Welche Gründe gibt es für das Sperren von Amazon-Kontos?
Wurde Ihr Seller-Amazon-Konto gesperrt und Sie wollen es wieder entsperren lassen? Zunächst sollten Sie herausfinden, warum Ihr Amazon-Konto gesperrt wurde. Amazon kann unterschiedliche Gründe für die Sperrung aufführen. Dazu zählen beispielsweise:
- falsche IP-Adresse
- mangelhafte Datensicherheit beispielsweise durch Hijacking
- Betreiben eines Zweitaccounts
- Verifizierungsprobleme
Die wahrscheinlichsten und häufigsten Gründe haben wir Ihnen in den folgenden Kapiteln aufgelistet.
Rechtsverletzung
Amazon geht rigoros gegen Händler vor, die Rechte verletzen. Dabei können folgende Rechte verletzt worden sein:
- Urheberrechte
- Design- und Geschmacksmusterrechte
- Gebrauchsmusterrechte
- Markenrechte
Haben Sie beispielsweise keine eigenen Bilder verwendet und für diese fremden Fotos auch keine Rechte, kann Amazon Ihr Seller-Konto sperren. Gleiches gilt, wenn Sie Produkte verkaufen, die als Marke eingetragen sind, dem Markenschutz unterliegen und Sie diese nicht rechtmäßig verkaufen dürfen.
Ist Ihr Händler-Amazon-Konto gesperrt, kann das Große A nicht für die Rechtsverletzungen verantwortlich gemacht werden, da Amazon direkt gehandelt hat, um weitere Verletzungen abzuwenden. Tut das Unternehmen nichts, haftet es nach § 7 DDG (ehemals § 10 TMG) und Art. 6 DSA selbst.
Schlechte Verkäuferperformance & Fakebewertungen
Ja, auch eine schlechte Verkaufsleistung kann bei Amazon Grund für ein gesperrtes Konto sein. Amazon ist eine hohe Kundenzufriedenheit sehr wichtig und wenn Sie als Verkäufer schlechte Produktrezensionen erhalten, eine hohe Rücksendequote aufweisen oder zu spät liefern, kann Ihr Amazon-Konto gesperrt werden.
Wussten Sie schon?
Aber nicht nur bei schlechten Bewertungen können Sie von Amazon gesperrt werden. Haben Sie durchweg positive Rezensionen und das überdurchschnittlich viele, kann Amazon davon ausgehen, dass es sich dabei um Fakebewertungen handelt.
Hierbei versteht der Handelsriese keinen Spaß. Meistens wird Ihr Seller-Konto bei Amazon nicht sofort gesperrt, Sie werden allerdings dazu aufgefordert offenzulegen, welche Methoden Sie nutzen, um Bewertungen zu erhalten. Folgendes ist dabei nicht erlaubt:
- bezahlte Rezensionen oder Bewertungen für die es eine Gegenleistung gibt
- Nutzung von Drittanbieterdiensten
- Rezensionen von Freunden und Bekannten
Umleitung zum eigenen Online-Shop
Gängige Praxis, aber dennoch verboten: Auf Produktseiten bei Amazon den Link des eigenen Online-Shops einbauen und dahin verweisen. Dies geschieht oftmals über die Bildergalerie eines Produktes. Händler fügen den Produktbildern zusätzlich einen Flyer mit der Aufforderung im eigenen Online-Shop zu kaufen an.
Verkäufer versuchen auf diese Weise den Verkaufsgebühren aus dem Weg zu gehen und dem Konkurrenzkampf auf Amazon zu entgehen. In diesem Fall können Händler von Amazon gesperrt werden - und zwar sofort.
4. Mein Amazon-Seller-Konto wurde gesperrt. Was kann ich tun?
Eine Sperre des Amazon-Verkäufer-Kontos bedeutet nicht nur, dass Sie ab sofort keine Umsätze mehr über die Plattform erzielen können. Sie können in der Regel auch nicht mehr auf Ihr Amazon-Guthaben zugreifen. Wurde Ihr Amazon-Konto gesperrt, sollten Sie also schnell handeln.
Amazon eröffnet ein internes Prüfungsverfahren. Unter Ihrem Seller Central Account können Sie einsehen, warum das Prüfungsverfahren gegen Sie eröffnet wurde. Im Rahmen dessen können Sie die Anschuldigungen gegen Sie widerlegen oder einen geeigneten Maßnahmenplan vorlegen, in dem Sie erläutern, wie Sie dafür sorgen, dass es nicht mehr zu diesen “Fehlern” kommen wird.
In Ihrem Maßnahmenplan sollten Sie Ihre folgenden Handlungsschritte begründen und dabei folgende Fragen beantworten:
- Welche Ursache hat zu dem Problem geführt?
- Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um das Problem zu beheben?
- Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um zukünftig Probleme zu vermeiden?
Wichtig ist, dass Sie die Lösungsansätze deutlich und präzise erläutern. Beschreiben Sie ganz genau Ihre Maßnahmen und wie Sie vorgehen, um Ihre internen Geschäftsprozesse zu optimieren. Machen Sie deutlich, wie Sie die Probleme in Zukunft vermeiden.
Beachten Sie, dass das Prüfungsverfahren von Amazon nicht dazu dient, Ihre Unschuld zu beteuern. Es dient dazu, Amazon davon zu überzeugen, dass Sie zukünftig keine erneuten Verstöße begehen.
Lehnt die Plattform Ihren Maßnahmenplan ab und hält an der Sperrung fest, können Sie rechtliche Schritte einleiten. Dazu empfehlen wir Ihnen, einen Anwalt für Internetrecht aufzusuchen. Unsere Partnerkanzlei Siebert Lexow steht Ihnen gern mit Rat und Tat zur Seite.
5. Fazit
Sie sollten sich grundsätzlich an die rechtlichen Bestimmungen und an die Rahmenbedingungen, die Amazon Ihnen als Verkäufer vorgibt, halten. Nur so können Sie sicherstellen, dass Ihr Amazon-Seller-Konto gar nicht erst gesperrt wird.
Sind Sie dennoch von einer Kontosperrung betroffen, zögern Sie nicht und kontaktieren Sie unsere Partnerkanzlei Siebert Lexow. Die Anwälte der Kanzlei stehen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite und helfen Ihnen dabei, rechtliche Schritte gegen Amazon durchzusetzen.
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