Sammelklage von Traumatisierten
Bereits im September 2018 erhob Selena Scola Klage am San Mateo County Superior Court in Kalifornien. Im Rahmen ihrer Tätigkeit als Content-Moderatorin hatte sie ein posttraumatisches Stress-Syndrom entwickelt. Verantwortlich dafür machte Scola Facebook sowie den Dienstleister, bei dem sie beschäftigt war. Ihre Aufgabe: zu prüfen, ob verstörende Bild- und Filmdarstellungen den Gemeinschaftsstandards des sozialen Mediums entsprechen. Nachdem sich zahlreiche weitere Content-Moderatoren der Klage angeschlossen hatten, nahmen die Parteien im August vergangenen Jahres Vergleichsverhandlungen auf.
Facebook will Rechtsstreit vermeiden
Die Einigungsvereinbarung sieht nun vor, dass Facebook eine Summe von 52 Millionen US-Dollar als Ausgleich bereitstellt. Davon soll jeder Teilnehmer an der Sammelklage zunächst einmal 1000 Dollar erhalten. Sind sie durch ihre Arbeit psychisch krank geworden, bekommen sie darüber hinaus Entschädigungen von bis zu 50.000 Dollar sowie die Kosten für die medizinische Behandlung. Die Gesamtsumme soll für mehr als 10.000 ehemalige und aktive Mitarbeiter reichen, die seit 2015 in Texas, Kalifornien, Arizona und Florida für Facebook Inhalte geprüft haben.
Bilder nur noch in Schwarz-Weiß
Außerdem verpflichtet sich das Unternehmen, die psychische Gesundheit der Content-Moderatoren besser zu schützen. So sollen die zu prüfenden Videos künftig standardmäßig ohne Ton und in Schwarz-Weiß vorgelegt werden. Darüber will man allen Prüfern Einzelgespräche mit Psychologen und Therapeuten ermöglichen. Facebook und seine Subunternehmer werden neue Bewerber außerdem auf deren emotionale Belastbarkeit überprüfen. Außerdem werden die Beschäftigten darüber informiert, wie und wo sie Verstöße gegen die Arbeitsplatzstandards melden können.
Fazit
Facebook bestreitet nach wie vor, mit seinen Arbeitsbedingungen zu den psychischen Erkrankungen der Content-Moderatoren beigetragen zu haben. Man stimme dem Vergleich lediglich zu, um weitere Kosten und Unannehmlichkeiten durch einen langen Rechtsstreit zu vermeiden. Eine solche Möglichkeit ist allerdings noch nicht völlig ausgeschlossen. Nach US-amerikanischem Recht muss der zuständige Richter dem Vergleich der beiden Parteien zustimmen.
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